Tagtäglich treffen wir unsere Entscheidungen, viele davon ganz unbewusst und „aus dem Bauch“ heraus. Aber anders als bei der einfachen Entscheidungsfrage „Welche Tomaten kaufe ich?“ im Supermarkt begegnen uns im beruflichen wie privaten Leben schon mal kniffligere Entscheidungsdilemmata, die uns beunruhigen, unter Druck setzen und irgendwie den Blick auf das versperren, was uns eigentlich wichtig ist. Oder mit einem Zitat von Heinz von Foerster ausgedrückt: “Nur die Fragen, die prinzipiell unentscheidbar sind, können wir entscheiden.“
Vor kurzem stand ich selbst mal wieder vor solch einem Entscheidungsproblem, bei dem es darum ging wie ich meine Kapazitäten auf anstehende Projekte verteile und ob ich nicht etwas abgeben sollte. Also habe ich viel mit anderen darüber geredet, viel nachgedacht, noch mehr nachgedacht und noch mehr nachgedacht – und bin zur keiner Lösung gekommen. Interessant, dass ich aus meiner Arbeit als UX Designerin eigentlich eine Menge Strategien kenne, um aus einer Flut an Informationen konkrete Design-Entscheidungen abzuleiten. Was mir also fehlte waren passende Visualisierungsformen für meine Entscheidungsfrage, um mir einen Gesamtüberblick zu beschaffen.
Ein Tool, das ich in diesem Fall ausprobiert habe, möchte ich an dieser Stelle kurz vorstellen. Ich habe es in Anbetracht der schönen geometrischen Ausgangsform mit Ausbaumöglichkeiten zu allen Seiten kurzerhand „Entscheidungs-Tetris“ getauft.
Der Aufbau ist ziemlich simpel: In der Mitte steht die Entscheidungsfrage, z. B. „Soll ich Projekt XY abgeben?“. Rechts und links steht die bekannte „Pro/Contra“-Abwägung. Da diese schnell auch mal in die Irre führen kann (z. B. wenn mehr Aspekte auf der Contra-Seite stehen, aber das nur Kleinigkeiten sind, die eigentlich gar nicht so ins Gewicht fallen) habe ich noch weitere Felder nach oben und unten erweitert. Das eine sind „offene Fragen“, die in meinem Kopf herumspuken und die ich gar nicht alleine klären kann, weil beispielsweise von meiner Entscheidung auch andere Personen betroffen sind. Eine weitere Ergänzung stellen die „Prinzipien/Bedingungen/ Entscheidungskriterien“ dar. Diese sind wichtig für die Einordnung oder Gewichtung der Pro/Contra-Liste, da ich hier definiere, was ich mir grundsätzlich durch meine Entscheidung erhoffe. Auf das Beispiel bezogen könnte hier eine Bedingung sein „Finanzielle Sicherheit schaffen“ oder „Genügend Freizeit für meine Hobbys haben“.
Wichtige Grundregel: Das Bild darf nach allen Seiten wachsen. Es gibt in diesem Sinne keine feste Reihenfolge in der man die Cluster bearbeitet. Das Quadratisch-Praktisch-Geometrische Format deutet es vielleicht schon an: Man kann hier wunderbar mit Post-Its an der Wand arbeiten, dann hat man die Teile beweglich, falls sich ein Contra über Nacht zum Pro verwandelt oder offene Fragen bereits gelöst sind. Fazit: Entscheidungsfindungs-Tools geben eine Übersicht über die Entscheidungsdimensionen, können je nach Fragestellung neu gewählt werden und unterstützen dabei die Perspektive zu wechseln.
Wer neugierig auf weitere Tools geworden ist und diese gleich selber ausprobieren möchte, dem sei unser nächstes Sommerloch-Event am Donnerstag den 30.08.2018 ab 18:00 Uhr empfohlen. Anmeldung über Eventbrite: https://www.eventbrite.de/e/ja-nein-vielleicht-spater-neue-wege-entscheidungen-zu-treffen-tickets-48730455103